The Times they are a Changing

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05.02.2023 16:44
#1
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Im abgeräumten XING-Rockforum habe ich mal ein Fass mit dem Namen: "Quo Vadis Rock 'n' Roll" aufgemacht, das zu einer sehr ernsthaften und engagierten Diskussion zur Frage der von mir so empfundenen Stagnation des Rockgenres führte.
Diese Fass wollte ich ursprünglich nicht erneut aufmachen. Mit Blick auf die aktuellen TOP 2022-Listen fühle ich mich aber bestätigt.

Von der aktuellen TOP 100-Liste des Eclipsed-Magazins kenne ich mehr als 3/4, nicht zuletzt auch durch die CD-Beilage. Auf meiner TOP 100 stünden aber nur rund 10 davon. Okay, die Nr. 1 Marillion wäre dabei und Wucan und The Smile sogar etwas weiter vorne, aber das ist eine sehr geringe Quote im Verhältnis zu früheren Zeiten.
Meine These ist: Nicht mein Geschmack hat sich etwas vom Rock entfernt, sondern der Rock bietet mir einfach immer weniger Neues. Denn die Neuerscheinungen, die mir sehr gefallen sind entweder hervorragende Kopien älterer Alben oder stammen von den wenigen innovativen Machern, wie Wilson, Yorke, Duda oder ihren Followern. Das ist auch okay so. Deshalb höre ich nicht weniger Rock; aber das Genre stagniert ein wenig.
Ganz anders bei der sogenannten World-Music und im Jazz.

Die Vermischung traditioneller Musik mit musikalischen Stilrichtungen der Popularmusik aus den früher industrialisierten Staaten und die Nutzung der entsprechenden Instrumente, auch gemeinsam mit traditionellen Instrumenten macht die Musikszene Afrikas, aber zum Teil auch der arabischen, der mittel- und ostasiatischen, lateinamerikanischen Welt etc. unglaublich spannend. Es gibt so viele begnadeten Instrumentalisten, Vokalisten und Arrangeure zu entdecken. Man muss nur ein wenig danach suchen. Es gibt hier unglaublich viel Innovation.

Ähnlich ist es beim Jazz. Der Modern Jazz entwickelte sich zunächst recht linear über den Bebop zum Cool und spaltete sich dann in unglaublich viele Teilsegemente , die eben nicht nur Fusion oder Free-Jazz, sondern auch den Bossa Nova, den Soul und gerade im europäischen Jazz auch den Folk und die Neoklassik aufsaugten und selbst inspirierten.

Ich höre heute nicht wirklich viel mehr Jazz als früher und nicht weniger Rock, aber beim Rock greife ich häufiger auf die alten Klassiker zurück und beim Jazz auf die neuen, mich noch überraschenden Tracks.

Ich hasse es, wenn Leute behaupten sie mögen keinen Jazz, denn sie mögen nur ihre Vorstellung vom Jazz nicht. Jeder mag irgendwelche Jazz-Stücke oder ganze Subgenres.

Ich kann es in meiner missionarischen Art nicht lassen. Bei privaten Feierlichkeiten spiele ich gerne den DJ. Die Tracklisten beinhalten weniger bekanntes Zeug. Regelmäßig werde ich auf das eine oder andere Stück angesprochen. Was war das ? Hört sich Super an !. Die Leute besorgen sich das dann, Nehmen es in ihre Spotyfy-Playlisten auf, oder was weiss ich und empfehlen mir nach einigen Wochen dann ähnliche Tracks, die ich meist schon kenne. Die meisten von diesen Leuten haben mit Jazz nie etwas am Hut gehabt und würden sich sehr wundern, wenn ihnen klar wäre, das diese Sachen von den Labels ins Jazz-Regal verortet werden.

Keine Sorge. Ich bin natürlich auch ein leidenschaftlicher Hinweisgeber, wenn es nicht um Jazz, sondern um bodenständigen Rock geht. Mitunter bin ich dabei auch bei jungen Leuten erfolgreich, was mich sehr freut.
Als Schuldezernent bekomme ich gelegentlich mit was junge Leute auf ihren Schulabschlussfeten so spielen.

Letztens war ich etwas überrascht Klassiker von Pink Floyd und Supertramp und (Wölfi aufgepasst!) von Black Sabbath (Paranoid) zu hören. Ich dachte, die würden da so eine 70er-Revival-Fete im Rahmen des sogenannten Abi-Scherzes machen, oder wollten ihren alten Lehrern und Lehrerinnen einen Gefallen tun. Aber gefehlt: Man versicherte mir, man höre das selber. Habe die Goodies zum Teil als LPs aus den Kellern von Eltern und Großeltern gerettet. Sicherlich war das kein jugendlicher Mainstream. Aber lächeln musste ich schon. Das Zeug war schließlich fast 50 Jahre alt. Meine Altersgenossen wären nie auf die Idee gekommen Lieder von den Commedian Harmonists oder Claire Walldoff auf Abifeten zu spielen und dazu den Lambeth Walk zu tanzen.

Ja, the Times, they are a Changing

https://www.youtube.com/watch?v=hyp4ZlQoVS8


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05.02.2023 18:11
avatar  Wölfi
#2
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Zitat von Die Mappe im Beitrag #1
Ich bin natürlich auch ein leidenschaftlicher Hinweisgeber, wenn es ... um bodenständigen Rock geht.


… ehrlich und authentisch sollte er natürlich auch noch sein, der gute alte Rock. *gg* Wie soll er dir da Neues bieten, wenn du New Artrockers hörst, die zwar solide, aber mittlerweile doch auch schon olle Kamellen sind.

Es ist deine eingeschränkte Erwartungshaltung gegenüber dem Rock, die ihn gefühlt stagnieren lässt. Beim Jazz lässt du alle möglichen Stile und Einflüsse zu. So offen wenn du beim Rock wärst. Soll ich ein Stichwort nennen? *gg*


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06.02.2023 11:33
#3
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Der Wolferl wieder:
"...Es ist deine eingeschränkte Erwartungshaltung gegenüber dem Rock, die ihn gefühlt stagnieren lässt. Beim Jazz lässt du alle möglichen Stile und Einflüsse zu. So offen wenn du beim Rock wärst. Soll ich ein Stichwort nennen? *gg*"

Mein Liaba !

Gegenüber verschiedenen Rockstilen bin ich offen wie ein Scheunentor. Fast so offen wie es die Abwehr meines Vereines in der Saisonhinrunde war. Die meisten Leuts in diesem Forum sind da weniger breit aufgestellt, ist mein Eindruck.
Ich höre nicht nur Artrock, sondern fast alles...sogar Sachen, die du als Progmetall bezeichnen würdest. Wahrscheinlich , so war es für mich auch das Ergebnis der seinerzeitigen Diskussion, liegt es dem Rock in denen Genen, in seiner Innovationsfähigkeit begrenzt zu sein, anders als dem Jazz.
Ich gebe zu: Jazzpuristen wie Wynton Marsalis, für den nahezu alles was nach dem Hardbob oder gar aus Europa stammt gar kein Jazz ist, sehen das natürlich anders.

Wahrscheinlich ist in der Zukunft ohnehin alles irgendwie "World-Music"...und das wäre ja auch gar nicht übel.

Wenn ich mit einzelnen Rockgenres wenig anfangen kann, wie z.B. den Sachen, die ich als Schwermetall bezeichne, so ist das eine echte Ausnahme, so wie ich im Jazz die meisten Free-Jazz-Sachen einfach nicht hören möchte.
Also keine Vorurteile bitte ;-)))

Weisst du was mich interessiert ist, wie sich die Hörschwerpunkte bei den Leuten im Laufe ihres Lebens oft verändern und was dafür die Ursache ist.
Ich kenne Leute, die früher das gleiche Rockdisco-Zeug hörten wie wir beide, aber heute tatsächlich Helene Fischer Konzerte besuchen. Leidenschaftliche LP-Sammler, die das Zeug weggeräumt haben und überhaut noch selten Musik hören, aber auch Leute, die erst mit 50 angefangen haben ein Faible für eine bestimmte Stilrichtung zu entwickeln. Was sind die individuellen Gründe dafür ? Was waren die Erweckungserlebnisse ?
Warum besucht man plötzlich keine Konzerte mehr ?
Die letzte Frage kann ich nur für mich beantworten.


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07.02.2023 00:33
avatar  Wölfi
#4
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Zitat von Die Mappe im Beitrag #3
Offenes Mapperl wieder: Wenn ich mit einzelnen Rockgenres wenig anfangen kann, wie z.B. den Sachen, die ich als Schwermetall bezeichne, so ist das eine echte Ausnahme


So wie AOR, Hardrock, Punk, Post-Punk, New Wave, Grunge, Alternative Rock, Gothic Rock oder J-Rock? ;-)


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07.02.2023 00:52
avatar  Wölfi
#5
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Zitat von Die Mappe im Beitrag #3
Wahrscheinlich , so war es für mich auch das Ergebnis der seinerzeitigen Diskussion, liegt es dem Rock in denen Genen, in seiner Innovationsfähigkeit begrenzt zu sein, anders als dem Jazz.


Wenn er in seinen Hauptdisziplinen glänzt, sehe ich über den (angeblichen) Innovationsmangel des Rock gerne hinweg. Ein Gitarrist mit einem affengeilen Ton, eine Rampensau als Fronter und eine groovende Rhythmussektion. Eine Hookline, die sich in der Gehirnrinde verewigt. Dagegen kann keine Jazzcombo der Welt anstinken.

Was den Jazz auszeichnet, ist seine Spiritualität. Sie bedeutet immer unaufhörliche Suche. Das spiegelt sich auch in seinen tausend Ausdrucksmöglichkeiten wider. Ich befinde mich weiterhin auf meiner Suche nach dem (musikalischen) Gral, weshalb mich der Jazz auch anspricht.

Was beide gemein haben, sie haben die gleiche Mutter: Mama Blues. Frag mich jetz bitte nicht, wer der Vater / die Väter ist / sind …


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07.02.2023 08:51
#6
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Zitat von Wölfi im Beitrag #4
Zitat von Die Mappe im Beitrag #3
Offenes Mapperl wieder: Wenn ich mit einzelnen Rockgenres wenig anfangen kann, wie z.B. den Sachen, die ich als Schwermetall bezeichne, so ist das eine echte Ausnahme


So wie AOR, Hardrock, Punk, Post-Punk, New Wave, Grunge, Alternative Rock, Gothic Rock oder J-Rock? ;-)


Der Punk ist schon lange verstorben und mit den Begriffen Gothic Rock oder J-Rock kann ich nichts anfangen. Was soll das sein ? Gothic Rock ist für mich eine Spielart des Post-Punk und Bands wie All About Eve, Curse of Lono oder Escape of Romeo, die sich da gelegentlich einsortieren, werden von mir gerne aufgelegt. J-Rock ist für mich nur eine Herkunftsbezeichnung, aber keine Stilrichtung.
In den anderen genannten Genres, die sich vor mehr als einem Vierteljahrhundert entwickelt haben, habe ich durchaus zahlreiche Favoriten, wie du wissen solltest.


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07.02.2023 19:47
avatar  Jo:chan
#7
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Zitat von Die Mappe im Beitrag #6
Zitat von Wölfi im Beitrag #4
Zitat von Die Mappe im Beitrag #3
Offenes Mapperl wieder: Wenn ich mit einzelnen Rockgenres wenig anfangen kann, wie z.B. den Sachen, die ich als Schwermetall bezeichne, so ist das eine echte Ausnahme


So wie AOR, Hardrock, Punk, Post-Punk, New Wave, Grunge, Alternative Rock, Gothic Rock oder J-Rock? ;-)


Der Punk ist schon lange verstorben und mit den Begriffen Gothic Rock oder J-Rock kann ich nichts anfangen. Was soll das sein ? Gothic Rock ist für mich eine Spielart des Post-Punk und Bands wie All About Eve, Curse of Lono oder Escape of Romeo, die sich da gelegentlich einsortieren, werden von mir gerne aufgelegt. J-Rock ist für mich nur eine Herkunftsbezeichnung, aber keine Stilrichtung.


Demnach wären dann auch Latin, Afro-Beat oder Irish Folk keine Stilbezeichnungen?
Gut, der Begriff J-Rock (oder K-Rock) mag noch relativ jung sein. Aber ich finde schon, dass bestimmte Kulturen einen eigenen Sound mit hohem Wiedererkennungswert erschaffen, der dann auch mit Verweis auf die Herkunft bezeichnet werden kann/darf... Oder man bezeichnet einfach alles als Weltmusik... ;D
Auch frag ich mich bei allen Bezeichnungen mit der Vorsilbe "Post-" immer was das sein soll... klingt yngwie relativ nichtssagend für mich.


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07.02.2023 22:59
avatar  Wölfi
#8
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Zitat von Die Mappe im Beitrag #3
Ich kenne Leute, die früher das gleiche Rockdisco-Zeug hörten wie wir beide, aber heute tatsächlich Helene Fischer Konzerte besuchen. Leidenschaftliche LP-Sammler ...


Du wirst es nicht glauben, manche gehen auf Springsteen-Konzerte. *veg* Vinyl-Andi aus dem Old RF hat sich eine Platt’n von der Helene nur wegen des Covers gekauft. Als RF-Frauenbeauftragter sah ich über diese sexistische Äußerung hinweg, weil ich genau wusste, dass er sie in Dauerschleife hörte. Andi ist ein absoluter Kenner und Plattennarr und kommt gleich hinter Meister Hälm. Ich habe mir Justin Bieber angehört, weil Manuel Gardner Fernandes der Djentband Unprocessed ihn als großen Einfluss genannt hatte. Einen Song nach dem anderen. Es hat (fast) nicht weh getan.


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07.02.2023 23:36
avatar  Wölfi
#9
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Zitat von Jo:chan im Beitrag #7
Auch frag ich mich bei allen Bezeichnungen mit der Vorsilbe "Post-" immer was das sein soll...


Post: Wie solls nach dem großen Knall weitergehen? Wie würde ich den "Post-"rock beschreiben? Stell dir vor: Ein bekiffter Edge spielt Krautrock und lässt Bono daheim. Hey, wie wärs mit einer Postrock-Radio-Hour?


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08.02.2023 09:17
avatar  Jo:chan
#10
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Zitat
Stell dir vor: Ein bekiffter Edge spielt Krautrock und lässt Bono daheim.


Ein bekiffter Edge? Kann ich mir nicht vorstellen! Bono bezeichnet(e) ihn doch immer als den (nüchternen) "Wissenschaftler" der Band. Einen Begriff wie "Shoegaze" find ich schon anschaulicher...


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08.02.2023 12:07
#11
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Zitat von Jo:chan im Beitrag #7
Zitat von Die Mappe im Beitrag #6
Zitat von Wölfi im Beitrag #4
Zitat von Die Mappe im Beitrag #3
Offenes Mapperl wieder: Wenn ich mit einzelnen Rockgenres wenig anfangen kann, wie z.B. den Sachen, die ich als Schwermetall bezeichne, so ist das eine echte Ausnahme


So wie AOR, Hardrock, Punk, Post-Punk, New Wave, Grunge, Alternative Rock, Gothic Rock oder J-Rock? ;-)


Der Punk ist schon lange verstorben und mit den Begriffen Gothic Rock oder J-Rock kann ich nichts anfangen. Was soll das sein ? Gothic Rock ist für mich eine Spielart des Post-Punk und Bands wie All About Eve, Curse of Lono oder Escape of Romeo, die sich da gelegentlich einsortieren, werden von mir gerne aufgelegt. J-Rock ist für mich nur eine Herkunftsbezeichnung, aber keine Stilrichtung.


Demnach wären dann auch Latin, Afro-Beat oder Irish Folk keine Stilbezeichnungen?
Gut, der Begriff J-Rock (oder K-Rock) mag noch relativ jung sein. Aber ich finde schon, dass bestimmte Kulturen einen eigenen Sound mit hohem Wiedererkennungswert erschaffen, der dann auch mit Verweis auf die Herkunft bezeichnet werden kann/darf... Oder man bezeichnet einfach alles als Weltmusik... ;D
Auch frag ich mich bei allen Bezeichnungen mit der Vorsilbe "Post-" immer was das sein soll... klingt yngwie relativ nichtssagend für mich.


Latin oder Afro-Beat und Irish Folk sind m.E. treffende Genrebezeichnungen und ja, das ist eine regionale Zuordnung, da hier regionale Musiktraditionen fortentwickelt wurden. Wenn ich die von dir so gesehene Eigenständigkeit bei Bands, die du dem J- oder K-Rock zuordnest auch hören würde, so würde ich dir zustimmen.
Ich habe mir tatsächlich einige "eurer" Rockgirlgroup-Bands angehört, zu denen ihr Links gepostet habt. Bin ja auch hier um meinen Horizont zu erweitern. Da habe ich aber immer nur Hardrock oder Metallbands gehört, die die selbe Instrumentierung und den selben Grundsound hatten, wie entsprechende Bands aus anderen Regionen.

Deine Schwierigkeiten mit dem Post-Begriff finde ich grundsätzlich nachvollziehbar. Beim Post-Punk habe ich das immer mit der Entwicklung von ehemaligen Punkbands erklärt, die es satt hatten bewusst nur sehr rudimentäre Instrumentenbeherrschung zu propagieren. Da sind manche zum sogenannten New Wave oder andere zur Industrial-Music gewechselt, während einige versuchten einen eigenen Sound zu entwickeln, der das Punkerbe nicht verleugnet,

Die Aussage, wonach die Bezeichnung Shoegaze anschaulich sein soll, verstehe ich nur sinnbildlich, weil ich so viele Rocker aus allen möglichen Stilrichtungen kenne, die ständig nur auf die eigenen Füße schauen (sind oft die Bassisten, aber okay, das ist ein Thema für sich).
Wenn hinter den Künstlernamen nicht die Bezeichnung Shoegaze, sondern Singer-Songwriter, Alternative Rock oder Indie stünde wäre das meistens nicht weniger aussagekräftig, bzw. aussagearm und dennoch nicht falsch.

Post-Rock ? Ja...das dürfte tatsächlich Worldmusic im Sinne eines globalen Soundmixes sein, indem das klassische Rocksetting unter Einbindung aller möglichen anderen Einflüsse variiert wird. Es gibt ja jetzt schon Bands, die sich jeder Genrezuschreibung entziehen und mal mehr auf der einen und dann mehr auf der anderen Hochzeit tanzen; offenbar am liebsten auf mehreren gleichzeitig. Wölfi, was ist Radiohead in diesem Sinne anderes als "Post-Rock".

Ich erinnere mich an ein Interview mit dem ehemaligen "Tinderstick" Dickon Hinchliffe, in dem dieser behauptete, er kenne sich mit der Rock- und Popmusik nicht aus, da er sich das nicht anhöre. Was er dann mit seinen damaligen Bandkollegen produzierte wird gerne irgendeinem Genre zugeordnet, gehört aber tatsächlich, wie auch seine Filmmusik in keine Schublade.

Wir sollten wirklich langsam anfangen diese ganzen Genre-und Subgenrebezeichnungen in die Tonne zu werfen.
Im Zweifel sollte man ohnehin überall hinhören und nicht direkt einen Link ignorieren, nur weil da von einer Bezeichnung die Rede ist, die den Vorurteilen über die eigenen Vorlieben entspricht.
Anders als Wölfi es mir gerne unterstellt, habe ich nie aufgehört mir z.B. auch die Sachen neuer Schwermetallbands anzuhören. In der Regel gefällt mir das Zeug nicht. Fast nie. Mir gefällt aber natürlich auch nicht alles, nur weil es einen Jazz- oder Artrock oder gar Songwriter-Stempel aufgedrückt bekommen hat. Da gibt es jede Menge schrecklicher Sachen. Wölfi ist, nach meinem Eindruck, einer der wenigen Leute (auch in diesem Forum), die da ähnlich offen sind.
Dennoch sind die Vorlieben und Wahrnehmungen zum Glück verschieden, denn ansonsten würde es gar keine Neuerungen geben.

Ich poste hier (und gerade auch in der Radio-Hour) lieber alte, fast vergessene oder eher nicht im Fokus der Rockfan-Gemeinde stehende Tracks, weil ich die Sachen toll finde, es schade fände, wenn sie in Vergessenheit geraten würden und mich wie Bolle freue, wenn ich einen kleinen Beitrag zur musikalischen Horizonterweiterung leisten konnte. Das ist meine "Rolle" hier. Den Mainstream bedienen hier andere Foristi.

Die Folge meines Ausgangsposting ist nur die Mutmaßung, das zukünftige Generationen mit der Bezeichnung Rock eine Musikrichtung verbinden werden, die ihre historische Phase hatte, die in den 50/60ern begonnen hat und irgendwann (wahrscheinlich noch zu Lebzeiten meiner Kinder) in andere Musikströmungen oder einen globalen Soundmix aufgehen wird, während die Menschen mit dem Begriff Jazz wahrscheinlich noch immer eine nahezu zeitlose Vorstellung verbinden.

Damit kann ich falsch liegen. Bin ja kein allwissender Musikwissenschaftler und schon gar kein Hellseher.


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09.02.2023 02:16
avatar  Wölfi
#12
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Der Begriff Postrock greift bei Radiohead zu kurz. Der typische Postrock verwendet endlos wiederkehrende Texturen (darum hat er diesen psychedelischen Vibe), die langsam eine Wall of Sound aufbauen – im Gegensatz zum Riff-orientierten „Classic“ Rock. Es gibt von Radiohead ein paar Songs, die nach bekifftem, Krautrock-spielenden Edge, der einen deprimierten, dem Wahnsinn nahen Bono von zuhause abholt, klingen.

RADIOHEAD | How To Disappear Completely
https://youtu.be/6W6HhdqA95w

Mein Gott, sind sie nicht einfach wundervoll (traurig)? Ich liebe diese Band. Bei meiner Gralsfindung sind sie die treuesten Begleiter. Wahrscheinlich hast du Recht, Mapperl, keine andere Band hat das Prädikat „Post" im eigentlichen Sinne mehr verdient als Radiohead. Sie sind yngwie „anderscht".

Für Jochen: Der einzige U2ler, der angeblich Drogen nahm, war der Bassist, oddr? Da war der Aufschrei natürlich groß. Ich wollte mit dem „Bekifft" nur die psychedelische Neigung betonen. Und was ich schon immer mal sagen wollte: Ich mag deine christliche Einstellung. Und dathth du „unthere" Ladieth tho magtht.


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09.02.2023 09:41 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2023 09:44)
avatar  Jo:chan
#13
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Zitat
Der einzige U2ler, der angeblich Drogen nahm, war der Bassist, oddr? Da war der Aufschrei natürlich groß. Ich wollte mit dem „Bekifft" nur die psychedelische Neigung betonen. Und was ich schon immer mal sagen wollte: Ich mag deine christliche Einstellung. Und dathth du „unthere" Ladieth tho magtht.


Danggschee! ;) Ja, so weit ich weiß hat Adam mal eine Zeit lang über die Stränge geschlagen. Der Rest der Band hatte Angst, dass er sie mit rein zieht oder so. Ist aber schon sehr lange her.
Ansonsten ist mir ein Zitat des neuen Songs der neuen (ich sag jetzt nicht J-Rock) Band "KOIAI" über den Weg gelaufen, das die Diskussion über Musikgeschmäcker ganz gut zusammenfasst:
"Take it or leave it": https://www.youtube.com/watch?v=uBMZn8CCmpk


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13.03.2023 17:31
avatar  Jo:chan
#14
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Wölfis Buddy Uli Jon Roth wollte auch noch was beitragen zum Thema:
https://www.metal-hammer.de/uli-jon-roth...urueck-2053323/

Ich denke mittlerweile ähnlich wie er. Allerdings lässt sich da auch schwer eine Grenze ziehen zwischen den beiden Stilrichtungen...


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13.03.2023 23:17
avatar  Wölfi
#15
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Zitat von Jo:chan im Beitrag #14
Allerdings lässt sich da auch schwer eine Grenze ziehen zwischen den beiden Stilrichtungen...


Letztens in der Ed Force One. „Guten Abend, hier spricht Ihr Kapitän. Bitte alle anschnallen. Zur Entspannung ein kleiner Witz. Kürzlich sagte mir Uli Jon Roth, wir seien eine Hardrock- und keine Metal-Band.“ Gelächter auf den Sitzen. „Und ich habe ihm recht gegeben.“ Schenkelklopfen im Jumbo.


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